Autor: Rainer

  • Huskymo

    Meine 5jährige Nichte war heute bei einem Schlittenhunderennen. Als Zuschauerin. Mit ihren Eltern.

    Wieder heimgekehrt erzählte sie mir am Telefon ganz aufgeregt davon und dass sie einen „Huskymo“ mitgebracht hätte. (Ich fand die linguistische Verschmelzung von Husky und Eskimo bemerkenswert!) Das Tier ist zwar aus Plüsch, aber es bellte tatsächlich am Telefon, wobei ich hier dann doch meine Nichte im Verdacht hatte.

    Später besuchte sie mich und stellte mir ihren neuen Spielgefährten vor und ich bestaunte den „Huskymo mit dem weichen Fell“, worauf sie ob ihres ungebildeten Onkels die Stirn runzelte und meinte: Das ist doch kein Huskymo, sondern ein Husky und er heisst Lassie!“

  • Eine Runde Schiggen für die Chicks

    Letztens bin ich mal nachts auf einem dieser Telefonspiele-Sender hängengeblieben. Zwei junge, nicht unattraktive Ladies gaben einen Buchstaben vor und dazu in etwa den Satz „Was wir gestern gegessen haben.“ Zum Anfüttern gabs ein G und der erste Anrufer löste gleich auf: „Gulasch“. Angeblich war ihm das spontan eingefallen. Nun gut, ich hätte wohl eher an „Geraspeltes Birnenkompott“ oder „Graupensuppe mit Möhrchen“ gedacht – aber egal. Vielleicht war der Anrufer auch nur Mehmet, der Schwager der linken Blondine da auf der Mattscheibe.

    Dann wurde es höllisch schwierig: „S“. Nachdem die einfachsten Begriffe, wie „Suppe“ oder „Spinat“ per Anrufer aus dem Rennen waren, ließen die Mädels verlautbaren, dass es sich um was ganz ekliges handelt. Nun gut, wenn die beiden sowas essen. – Mich durchfuhr es: „Saumagen!“ … und mein Blick wanderte zum Telefon. Ok, der Blick war nur angetäuscht – ich widmete mich wieder der Sendung und erfuhr von Leckereien, wie „Scampis“, „Seegarnelen“ oder „Sushi“. Alles falsch.

    Aber die Pointe ließ nicht lange auf sich warten als Karl-Rudi aus Herne* anrief und in Gedanken schon den Jackpot bei seinem Ferrarihändler ausgebend in sein Telefon nuschelte: „Schiggen Mäck Naggeds.“

    Ok, die beiden Chicken waren sichtlich amused.

    —-
    * Namen und Ort von der Redaktion geändert.

  • Winter oder Sommer? – Winter!


    Sun 3
    Originally uploaded by Marvin261.

    Manchmal flattern einem ja so Fragebögen per email ins Haus, wo Freunde und Bekannte nach Vorlieben fragen um einander besser kennenzulernen. Teilweise sind ja ganz witzige Fragen dabei, aber dann kommt meist:
    „Winter oder Sommer? – Winter!“
    „Tag oder Nacht? – Nacht!“
    Die Antworten habe ich schonmal eingetragen und sie stimmen auch so.

    Dieser Tage war ich mal mit der Kamera unterwegs und habe eingefangen, was mich daran so fasziniert. Auf den Bildern ist der Sonnenuntergang, eine beginnende eisige Winternacht. Natürlich gefällt mir diese nur, wenn ich zu Hause bin und die Heizung funktioniert.

    Da sind schonmal die vorherrschenden Farben – orange für die Sonne und blau für das in Dunkelheit getauchte frostklirrende Land. Meine Lieblingsfarben!

    … und natürlich die Ruhe …. knirschender Schnee beim gehen, den man meilenweit zu hören glaubt …. ein Auto, das ohne hochfrequente Drehzahlgeräusche vorsichtig vorbeigleitet mit wie in Watte gepacktem Brummen ….

    Die Sonne ist nun fast hinter dem Horizont verschwunden, die letzten wärmenden Strahlen verlieren sich einer Korona gleich über den Bergen … ein wunderschöner Anblick!

    … aber nun schnell ins Auto, sonst friere ich mir hier noch den Ar… ab.

  • Wandertag macht müde


    Rathausfoyer
    Originally uploaded by Marvin261.

    Bei uns hat der 105. Deutsche Wandertag Station gemacht. Eine ganze Woche lang besiedelt das organisierte Wandertum Innenstadt und Bergeshang … holladriho.

    Erste Bekanntschaft mit den fröhlichen Wandersleuten machte ich morgens auf dem Parkplatz. Sicherlich dachten sie an einen parkplatzlos und weinend herumfahrenden Artgenossen als sie von mir verlangten doch bitteschön preußisch akkurat einzuparken und nicht zwei Plätze zu belegen. Von mir!! Morgens!!! … Der Pazifist in mir folgte aber.

    Bei lokalen Festivitäten besteht meine Aufgabe auch darin, Interessierte in unserem Rathaus herumzuführen. Nun wird man sich fragen: Was ist so interessant daran, dem Bürgermeister beim Telefonieren oder im Ordnungsamt beim Knöllchen abrechnen zuzuschauen? Meine Antwort: Nichts! Denn ich zeige ganz andere Dinge:

    Im Eingangsbereich gibt es einen gläsernen Fußboden, unter dem eine mittelalterliche Pflasterstraße und ein Brunnen zu sehen sind. Beides wurde bei der Sanierung des Hauses anno 1996 freigelegt und begehbar gemacht. Hier könnte ich auch eine der preiswertesten Folgen von der Versteckten Kamera drehen, denn es ist gar zu putzig mit anzusehen, wie sich Leute jeden Alters auf Glasfußböden bewegen. Auch mein beruhigender Hinweis, dass *bisher* noch niemand durchgebrochen sei, hilft da nicht viel.

    Wenn wir dann diesen Bereich mehr oder weniger hyperventilierend und sehr mutig bewältigt haben kommen wir in der ersten Etage in den Rathaussaal, wo ein Pädagoge 1840 den Ersten Allgemeinen Deutschen Kindergarten begründete. Das war irgendwann im Juni – ich erinnere mich nicht mehr so genau, entweder war ich gerade verreist oder noch gar nicht geboren. Als kleines Quiz frage ich euch an dieser Stelle mal nach dem Namen dieses Pädagogen – die Ergebnisse werden zeigen, wer überhaupt bisher gelesen hat und noch dazu google und Co. zu bedienen weiß.

    Nach der Besichtigung des Saales trennt sich schon die Spreu vom Weizen – einige geben auf. Es geht nämlich noch eine Etage höher in unser Stadtmuseum. Derzeit sind hier drei Bürger unserer Stadt ausgestellt, wobei es sich natürlich richtiger formuliert um Exponate über diese Bürger handelt. Ein Kunstschmied und zwei Insektenforscher haben allerlei Ansehenswertes zusammengetragen. Es gibt eine Schmetterlingssammlung, bei deren Betrachtung ich dann immer auf den Totenkopf-Falter hinweise, der hier gefangen aber inzwischen ausgestorben ist mit dem schnellen Nachsatz, dass der noble Stifter dieser Sammlung keinesfalls den letzten erwischt hat. Manchmal lasse ich dies auch weg und warte auf den entsprechenden Kommentar der Besucher.

    Nun ist aber Wandertag und ich weiß auch wieso: Ich wandere treppauf … treppab mit kleineren oder größeren Grüppchen sowie einzelnen Leuten. Meine Füße tun weh und ich bin auch mittlerweile über die Struktur und Geschichte inklusive wichtiger Anekdoten des Deutschen Wanderverbandes im Bilde. Meine Rathauswanderungen werden am Wochenende fortgesetzt und ich könnte letztendlich an Kilometern eventuell sogar mit den Verbandswanderern mithalten. Holladriho!

    (Im Bild sieht man übrigens den Blick aus dem Treppenhaus auf das Glasfoyer und den darunter befindlichen Brunnen.)

  • Che Guevara auf dem Balkon

    Gärtnern ist nicht gerade etwas, das ich gut kann. Und ich gebe mir auch immer die größte Mühe, einige Blumensorten auseinanderzuhalten und mit Namen anzusprechen, aber meist gelingt es mir doch nicht. Na gut – Rosen und Tulpen kenne ich, aber bei Balkonpflanzen tappe ich schon im Dunkeln und das nicht nur nachts!

    Als Besitzer eines Balkons musste ich mir da kürzlich etwas überlegen. Sonnenblumen schienen die perfekten Bewohner zu sein: sie sind sehr leicht von Pelagonien zu unterscheiden, sie sehen sehr motivierend aus und sind für einen Balkon – zumindest in meiner Gegend – ein wenig extravagant. Ich – der Revoluzzer, der Che Guevara unter den Balkongärtnern!

    Also begann ich 2004 mit der Sonnenblumenzucht. Zunächst noch sehr bescheiden mit einem Wassereimer, in dem meine Schützlinge heranreiften, von denen es sogar eine schaffte, den Balkonsims zu erklimmen und sich der weiten Welt zu präsentieren. Diese weite Welt bestand dann aus der Nachbarschaft, die mich lobend auf mein Gewächs hin ansprach und den floristischen Kämpfer in mir so kurzerhand neutralisierte.

    Freunde schenkten mir zum Geburtstag ein Sonnenblumen-Starter-Set, was mich in die Welt der Profi-Züchter einführte. Dieses bestand aus einem Pflanzgefäß, Blumenerde, verschiedenen Sonnenblumensamen und einer großen Plastiksonnenblume falls es zu gärtnerisch-menschlichem Versagen – sozusagen dem biologischen Balkon-GAU – kommen sollte. Bisher habe ich die Ersatzblume nicht gebraucht – die Originale sind nun ca. einen halben Meter hoch …

    … und ich habe – wie jeder richtige Revolutionär eine Tarnung – einen spießigen Balkonkasten mit bunten Gewächsen, deren Namen ich leider nicht mehr weiß.

  • Generationen – Dimensionen

    Heute war ich zu einem Benefizkonzert.

    Ha, „Live 8“ werden viele denken. Leider nicht! – Ich bin brav, den Fotoapparat geschultert, die paar Meter ins örtliche Freibad gewandert.

    Zu Hause lief der Fernseher mit der Übertragung der Wahnsinns-Aktion von Bob Geldof an der sogar Stars teilzunehmen scheinen, die nicht mal wissen wo Afrika liegt.

    Im Freibad angekommen empfing mich „Verooooonika, der Lenz ist da…“ Ein örtlicher Vokalistenchor hatte sich bereiterklärt zugunsten unseres Badvereins ins Mikro zu schmettern. Na gut, das ist dann eher etwas für die Generation, die dank Wüstenfuchs & Co. eventuell noch weiß, wo Afrika liegt, aber dafür noch nie etwas von Geldof oder Live-8 gehört hat.

    Meine Ohren schmerzten vom „kleinen grünen Kaktus“ und ich versuchte schnell ein paar Fotos in den Kasten zu bekommen.

    Wieder zuhause angekommen verschoben sich dann wieder meine Dimensionen – Annie Lennox sang für Afrika. Und das – so muss ich sagen – war mehr als nur eine Entschädigung.