Wandertag macht müde
Bei uns hat der 105. Deutsche Wandertag Station gemacht. Eine ganze Woche lang besiedelt das organisierte Wandertum Innenstadt und Bergeshang … holladriho.
Erste Bekanntschaft mit den fröhlichen Wandersleuten machte ich morgens auf dem Parkplatz. Sicherlich dachten sie an einen parkplatzlos und weinend herumfahrenden Artgenossen als sie von mir verlangten doch bitteschön preußisch akkurat einzuparken und nicht zwei Plätze zu belegen. Von mir!! Morgens!!! … Der Pazifist in mir folgte aber.
Bei lokalen Festivitäten besteht meine Aufgabe auch darin, Interessierte in unserem Rathaus herumzuführen. Nun wird man sich fragen: Was ist so interessant daran, dem Bürgermeister beim Telefonieren oder im Ordnungsamt beim Knöllchen abrechnen zuzuschauen? Meine Antwort: Nichts! Denn ich zeige ganz andere Dinge:
Im Eingangsbereich gibt es einen gläsernen Fußboden, unter dem eine mittelalterliche Pflasterstraße und ein Brunnen zu sehen sind. Beides wurde bei der Sanierung des Hauses anno 1996 freigelegt und begehbar gemacht. Hier könnte ich auch eine der preiswertesten Folgen von der Versteckten Kamera drehen, denn es ist gar zu putzig mit anzusehen, wie sich Leute jeden Alters auf Glasfußböden bewegen. Auch mein beruhigender Hinweis, dass *bisher* noch niemand durchgebrochen sei, hilft da nicht viel.
Wenn wir dann diesen Bereich mehr oder weniger hyperventilierend und sehr mutig bewältigt haben kommen wir in der ersten Etage in den Rathaussaal, wo ein Pädagoge 1840 den Ersten Allgemeinen Deutschen Kindergarten begründete. Das war irgendwann im Juni – ich erinnere mich nicht mehr so genau, entweder war ich gerade verreist oder noch gar nicht geboren. Als kleines Quiz frage ich euch an dieser Stelle mal nach dem Namen dieses Pädagogen – die Ergebnisse werden zeigen, wer überhaupt bisher gelesen hat und noch dazu google und Co. zu bedienen weiß.
Nach der Besichtigung des Saales trennt sich schon die Spreu vom Weizen – einige geben auf. Es geht nämlich noch eine Etage höher in unser Stadtmuseum. Derzeit sind hier drei Bürger unserer Stadt ausgestellt, wobei es sich natürlich richtiger formuliert um Exponate über diese Bürger handelt. Ein Kunstschmied und zwei Insektenforscher haben allerlei Ansehenswertes zusammengetragen. Es gibt eine Schmetterlingssammlung, bei deren Betrachtung ich dann immer auf den Totenkopf-Falter hinweise, der hier gefangen aber inzwischen ausgestorben ist mit dem schnellen Nachsatz, dass der noble Stifter dieser Sammlung keinesfalls den letzten erwischt hat. Manchmal lasse ich dies auch weg und warte auf den entsprechenden Kommentar der Besucher.
Nun ist aber Wandertag und ich weiß auch wieso: Ich wandere treppauf … treppab mit kleineren oder größeren Grüppchen sowie einzelnen Leuten. Meine Füße tun weh und ich bin auch mittlerweile über die Struktur und Geschichte inklusive wichtiger Anekdoten des Deutschen Wanderverbandes im Bilde. Meine Rathauswanderungen werden am Wochenende fortgesetzt und ich könnte letztendlich an Kilometern eventuell sogar mit den Verbandswanderern mithalten. Holladriho!
(Im Bild sieht man übrigens den Blick aus dem Treppenhaus auf das Glasfoyer und den darunter befindlichen Brunnen.)