Autor: Rainer

  • Frau Krawuttkes Telefon – Ring frei zur zweiten Runde

    Was bisher geschah:

    Vor vielen Monden bat mich Frau Krawuttke um Hilfe bei der Beauftragung eines Telefonschlusses, weil sie bis dato keinen besaß. Nachdem ich diesen hilfsbereit online beantragt hatte, konnte ich den rosa Riesen quasi in letzter Sekunde stoppen, meinen Anschluss inklusive ISDN und Internet auf Frau Krawuttke zu übertragen. Es kostete mich Nerven, eine Menge Zeit in T-Com-Warteschleifen und etwas Schriftverkehr um meinen Anschluss wieder in den Originalzustand zu versetzen. Danach beantragte ich den Krawuttkeschen Anschluss erneut …

    Alles lief prächtig bis mich meine Nachbarin Anfang dieses Monats aufgeregt in ihre Wohnung zerrte. Auf ihrem Küchentisch lagen ein Päckchen und ein Brief. Leider (oder zum Glück) waren das keine Geschenke für mich, sondern im Päckchen war ein neues Telefon und im Schreiben wurde Frau Krawuttke von der Telefongesellschaft Amsel-Phone (Name leicht geändert) mitgeteilt, dass man sich sehr freue, Sie als neuen Kunden begrüßen zu dürfen. Weiterhin wurde ihr eine vorläufige Rufnummer mitgeteilt, unter der sie bis zur endgültigen Portierung ihrer Nummer von der T-Com zu Amsel-Phone erreichbar wäre. Frau Krawuttke war  in einem Moment der Unaufmerksamkeit von einem schlitzohrigen Drücker überlistet worden und erwartete nun von mir Hilfe. Vor meinem geistigen Auge begann das komplizierte Räderwerk der Telefonnummernportierung langsam zu mahlen. Aber bei Haustürgeschäften gibt es ja die vierzehntägige Rücktrittsklausel. Die aber dummerweise nur vierzehn Tage gilt, wurde mir nach Frau Krawuttkes ausschweifender Antwort auf meine Frage nach dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses klar. Also schlug ich ihr vor, bei der T-Com anzurufen und nach dem Fortschritt der Portierung sowie einem Tipp zu fragen.

    Meine Nachbarin war hilflos und ich überredet.

    Warteschleife, später ein netter, kompetenter T-Com-Mensch, der von Amsel-Phone weit und breit noch keine Spur sah, mir riet, Widerspruch einzulegen und das Telefon zurückzuschicken. Ich schrieb den Widerspruch – Unterschrift, eintüten und den Weg zur Post schaffte Frau Krawuttke dann allein.

    Gestern morgen verließ ich wie immer, leicht übermüdet, sekundengenau und auf den allerletzten Drücker das Haus auf dem Weg zur Arbeit. Besser gesagt: Ich wollte es verlassen. Ich weiß nicht wie lange Frau Krawuttke an der Haustür auf mich gewartet hatte. Ich weiß auch nicht, wie lange sie die Wartezeit im Falle eines Urlaubstages meinerseits ausgedehnt hätte. Sie wedelte wieder mit Papier und fragte, ob ich kurz Zeit hätte. Objektiv keine Sekunde, aber subjektiv sagte ich “Ja, was gibt’s?”

    Es handelte sich um zwei Schreiben von Amsel-Phone. Im einen bestätigten sie die Stornierung des Anschlusses und im anderen stellten sie eine aus der Stornierung resultierende “Beratungspauschale” von knapp 70 Euro in Rechnung. Und als wandelnde Hobby-Verbraucherberatung war ich in den Augen meiner Nachbarin vermutlich erneut dafür zuständig.

    Gerade habe ich ein weiteres Mal ein paar Zeilen Widerspruch für Frau Krawuttke verfasst, die diese demnächst hoffentlich selbstständig zur Post transportiert …

    Fortsetzung folgt sicher.

  • Gejagt von Herrn Krawuttke jun.

    Seit nunmehr sieben Jahren lebe ich hier in diesem friedlichen Haus, gemeinsam mit Frau Krawuttke 1 – 5, drei Ringeltauben, zwei Kellerasseln und ein paar weiteren Leuten. Die letzten Jahre verliefen relativ ruhig, wenn man davon absieht, dass mein ISDN- und DSL-Anschluss fast auf Frau Krawuttke übergegangen wäre und sie mir hin und wieder recht ausschweifend und kichernd von ihren Tanztee-Erlebnissen mit dem unvergesslichen Hans-Hubert-Batzen-Sextett erzählt. Ich bin mit meinen fast vierzig Jahren ja der Benjamin unter den zwölf Mietparteien hier und immer ein dankbares Opfer.

    Der nächstjüngere männliche Bewohner ist Mitte Fuffzig, ohne Arbeit und zeichnet sich durch rege Betriebsamkeit aus. So pendelt er ca. zweistündlich zwischen den Polen Ehefrau in der Wohnung (vermutlich abstoßend) und Alkoholreserven im Keller (vermutlich anziehend). Um den abstoßenden Pol ein wenig anziehender zu gestalten legte er sich – nennen wir ihn einfach Herrn Krawuttke jun. – einen Computer zu. Und hier, der geneigte Leser wird es erahnen, komme ich ins Spiel ….

    Ich habe schon Leute erlebt, die ihren PC nur als Schreib- oder Kartenspielmaschine benutzen. Herr Krawuttke jun. schlägt dies um Längen: Er benötigt ihn ausschließlich zum Ausprobieren von Antivirensoftware. Alles begann damit, dass mir hin und wieder eine Frage gestellt wurde, so wir uns zufällig im Treppenhaus trafen. Immer drehte es sich um Programme zur Virenabwehr. Eine neue Qualität wurde erreicht als Herr Krawuttke jun. – nennen wir ihn in der Folge Herr K. – bei mir klingelte und mich an meiner Wohnungstür in ein längeres Gespräch über sein Antivirenhobby verwickelte. Ich bekam gerade Besuch und dieser musste hinter Herrn K. geduldig warten bis dessen antivirale Neugier gestillt war. Meine Hinweise auf Zeitmangel wegen meines Besuches nahm mir Herr K. in seiner toleranten Art nicht krumm und ignorierte sie einfach freundlich.

    Mittlerweile treffen wir uns – bedingt durch seinen dipolaren Bewegungsdrang – täglich ein, zwei Mal auf der Treppe. Er ist quasi permanent im Haus unterwegs und ich frage mich ernstlich, wann der arme Mann die Zeit findet, seine Virenprogramme auszuprobieren. Jedes „Gespräch“ beginnt mit den Worten: „Ah, wo ich Dich gerade treffe …. ich hab da mal eine Frage zum Computer ….“ Die aktuelle Themenwoche startete mit der Frage: „Wenn ich ein neues Antivirenprogramm installieren will, muss ich dann vorher das alte deinstallieren?“, setzte sich fort über „Wenn ich aus einer Zeitschrift ein Antivirenprgramm installieren will, das ein Jahr kostenlos ist, muss ich es dann nach diesem Jahr bezahlen?“ Ab und zu klingelt er nun auch immer bei mir an der Wohnungstür, blöderweise immer außerhalb meiner Computerfragen-Sprechzeiten.

    Mitte der Woche stand ich mit recht schweren Einkaufstaschen vor der Haustür und musste mir den Einlass durch Beantwortung einer weiteren Frage verdienen, Herr K. hatte mich von weitem herannahen gesehen und brav auf mich gewartet: „Ich habe mir im Internet ein Antivirenprogramm heruntergeladen und bekomme nun eine Mail von denen zum aktivieren, wo sehe ich denn diese Mail?“ Ich war etwas ratlos, der Einkauf zerrte an meinen Armen und Herr K. an meinen Nerven und ich erklärte ihm, dass er nach dem Einloggen im Mailkonto auch mal den Spamordner kontrollieren sollte, worauf er fragte: „Wie? Muss ich mich da etwa immer einloggen, wenn ich eine Mail lesen will?? Ich dachte, das wird irgendwo auf meinem Computer angezeigt, wenn da eine kommt!“

    Gestern feierte dann meine Oma, die im selben Haus residiert, Geburtstag und Herr K. klingelte bei ihr um mich zu sprechen. „Ach, ihr feiert wohl Geburtstag? Wer hat denn? – Sag mal, ich hab eine Frage zum Computer. Ich will gerade eine E-Mail an die Computer-Bild schreiben, weil das mit der Anmeldung für das Antivirenprogramm nicht funktioniert hat. Da steht nun oben die Mailadresse der Computer-Bild, muss ich meine Adresse in das Feld darunter eintragen oder was? Da steht CC?“

    Heute morgen kam ich dann fast zu spät zur Arbeit, weil Herr K. im Morgengrauen durch den Hausflur irrte auf der Jagd nach Computerviren und nach mir.

    Fortsetzung folgt sicher.

    (Die geschilderten Begebenheiten entsprechen leider alle der Realität.)

  • Frau Dr. med. Krawuttke klärt auf

    Eine Verwandte  hielt sich letzte Woche ein paar Tage wegen zu klärender ungeklärter Blutwerte in den stationären Gemächern der Halbgötter in Weiß auf.

    Vorgestern traf ich Frau Krawuttke an der Papiertonne, wo sie Zeitungen entsorgte oder herausfischte – man weiß das ja nicht so genau. Sogleich erkundigte sie sich nach meiner Verwandten, worauf ich ihr erzählte, dass diese gemeinsam mit einem Magengeschwür wieder daheim ist. Frau Krawuttke glänzte sodann vortrefflich mit ihrem gastro-medizinischen Fachwissen: „Naja, da muss sie jetzt aufpassen, dass sie sich beim Essen nicht so aufregt.“

  • Das Internet quietscht

    Das Leben lebt von Gegensätzen: Weiß wäre ohne seinen Kontrast zu schwarz nicht halb so blütenweiß, wie wir es kennen. Ungelogen. Ein ebenfalls gelungener Kontrast ist zum Beispiel der chinesische Irgendwas-naut, der mit seinem Fähnchen im All wedelt, während sein Land Entwicklungshilfe einstreicht. Oder, wie vor kurzem in einem Artikel gelesen, High-Tech-Erfindungen  im Konsumsektor vs. quietschende Schuhe.

    Quietschende Schuhe???

    Seit einer Woche wird jeder meiner Schritte unüberhörbar dokumentiert. Nichts hilft. Ich änderte sogar meinen Gang, was ich sehr schnell aufgab als ich mitleidige Blicke wegen einer vermuteten Beinverletzung erntete.

    …. etwas schneller quietschte ich heute als an unseren öffentlichen Internetarbeitsplätzen selbiges ausgefallen war. Bevor ich aber zur Fehlersuche losquietschen konnte, bekam ich von einem Nutzer noch einen wertvollen Tipp, der zukünftige Ausfälle verhindern sollte: „Kaufen Sie sich doch einen Internetprovider!“

    Ok, in Zeiten der Finanzkrise vielleicht sogar bald realisierbar …

    (Anmerkung: Wie sich später herausstellte meinte er einen WLAN-Router.)

  • Das Duell

    Bundesweiter Tag des offenen Denkmals war heute. Polizei, Bildung, Rauchverbote – alles ist Ländersache, aber das sonntägliche Aufreißen von Denkmaltüren regelt der Bund. Ich boykottiere das ja, schaue mir nie ein geöffnetes Denkmal an diesem Tag an, habe einfach besseres zu tun. Die letzten fünf bis zehn Jahre habe ich z. B. immer das Denkmal, in dem ich arbeite, interessierten Besuchern nahegebracht.

    So auch heute.

    Irgendwann betrat ein Pärchen mittleren bis fortgeschrittenen Alters das Haus. Ich bin beim schätzen immer so schlecht. Sechzehnjährige schätze ich meist auf Mitte 20 und Mittezwanzigjährige auf Fuffzig. Oder 49.

    Dem fortgeschrittenen Pärchen begann ich also ein paar Kleinodien zu erklären, was sich aber als schwieriges Unterfangen erwies. Jedes Mal wenn ich Luft holte und ansetzte brach „sie“ lautstark in wahre Begeisterungsstürme über das gerade erblickte aus: „Mein Gott, ist das aber toll. Das haben sie aber schön rekonstruiert hier ….“ Also verstummte ich, wartete einige Sekunden ab, in denen „sie“ auch wirklich ruhig blieb, holte Luft und … „Haaaach, schau nur Hans-Dieter, schau!“

    Nun waren Tricks gefragt! Der erste Versuch ohne Luft zu holen zeigte keinen Erfolg. Versuchsreihe zwei: Desinteressiert in der Gegend herumschauen, um dann urplötzlich wie ein Papagei, dem sein Pirat eine mit dem Enterhaken verpasst hat, loszusprechen. Fehlanzeige – „Da haben sie aber etwas sehr schönes hier! Das hätte ich in diesem Hause aber gar nicht erwartet!“

    Dann also harte Bandagen! Ich ließ sie reden und erklärte einfach parallel dazu weiter bis ihr Mann mich freundlich anlächelte und etwas genervt auf seine Frau deutete: „Entschuldigen Sie bitte. Was haben Sie gesagt? Ich habe Schwierigkeiten damit zu folgen, wenn zwei Menschen gleichzeitig sprechen.“

  • Der …oppende Biker

    Und wieder eine dieser Nächte, in denen ich durch das Fernsehprogramm zappe, um dann bei einer dieser Gewinnshows hängenzubleiben:

    Moderatorin: „Was machst Du denn gerade?“
    Anrufer: „Trinken.“
    Moderatorin: „Du betrinkst Dich?“
    Anrufer: „Ja.“
    Moderatorin: „Alleine?“
    Anrufer: „Neee, mit meiner Freundin. Wir trinken und rufen dauernd an.“
    Moderatorin leicht panisch: „Oooh …. aaah, aber nicht vergessen ein Limit zu setzen! – Und nun Deine Lösung bitte.“
    Der Anrufer nennt die richtige Lösung (Tier mit Doppelbuchstaben: Affe) und – tatatataaa – darf sich Geldpakete aussuchen. Natürlich nimmt er die größten.
    Moderatorin smalltalkend: „Heute ist übrigens Tag des Kusses, habt ihr das gewusst?“
    Anrufer: „Ääääh, neeee.“
    Moderatorin: „Was habt ihr denn dann jetzt vor?“
    Anrufer den ersten Buchstaben vernuschelnd: „…oppen.“
    Moderatorin: „Äääh, was?!“
    Anrufer: „Shoppen.“
    Moderatorin: „Achso, hihihi … äääh … hihi .. ich dachte … ok … Was bist Du eigentlich von Beruf?“
    Anrufer: „Beikoch.“
    Moderatorin: „Biker? Das ist Dein Beruf?“
    Anrufer: „Beikoch. Wir sind in der Ausbildung.“
    Moderatorin: „Ausbildung zum Biker??? Gibts sowas??“
    Anrufer: „Beikooooooch!!!!!“