Achtung: Literatur!
Diese Woche war ich bei einer Autoren-Buchlesung. Seit ich meine Fibel in der ersten Klasse durchgelesen hatte bin ich eigentlich ein Fan vom selber lesen und gehe deshalb zu keiner derartigen Veranstaltung. Aber dieses Mal lagen die Dinge anders: Ich war der Organisator.
Unsere hiesige Stadtbücherei wird derzeit nur von Urlaubs- und Krankheitsvertretungen am Laufen gehalten, deren eine ich bin.
Justament zum Zeitpunkt als auch die restlichen Vertretungen im Urlaub oder krank waren, klingelte das Telefon und ich bekam das Angebot einer kostenlosen Autorenlesung im Rahmen der „Thüringer Literaturtage“. In Zeiten klammer Kassen, deren erste Leidtragende ja immer die kulturellen Angebote sind, sagt man da nicht nein – selbst wenn Boris Becker zum vorlesen gekommen wäre. Und so saß ich im Boot.
Das Thema des Buches versprach viel Kurzweil, beschäftigte sich doch der Autor anhand amüsanter Geschichten mit einer selbst erstellten roten Liste von Gegenständen, die vom Aussterben bedroht sind und die von den älteren Generationen bis in meine hinein noch erlebt wurden. Entsprechend war auch dann die altersmäßige Zusammensetzung des Auditoriums. Der Fahrstuhl im Hause – sonst eher ein Stehstuhl, da er nur über eine Etage geht – wurde eifrigst genutzt.
Für mich war die Veranstaltung der Abschluss eines sogenannten „Scheilado“ – so werden bei uns die „Scheisslangen Donnerstage“ abgekürzt, an denen von 8 – 18 Uhr Kernarbeitszeit ist. Um 18 Uhr trällerte es im ganzen Haus „Schönen Feierabend! … Bis morgen dann …“ Nur ich blieb allein zurück, und es wurde still…. Trotz eifrig gerührter Werbetrommel blieb die bange Frage: Wer kommt donnerstags 19 Uhr bei Hochsommerwetter zu einer Buchlesung? Ich sage nur: Wenn ich die freie Wahl gehabt hätte ….. nunja …. Der von mir auserkorene Saal fasst jedenfalls 100 Leute.
Der Autor (im richtigen Leben Journalist bei einer großen Thüringer Zeitung) traf als erster ein und im Geiste sah ich ihn in dem riesigen Saal vor fünf Leuten …. Aber nach einiger Zeit kamen tatsächlich einige Interessierte, die meiner heimlichen Dankbarkeit gewiss sein konnten. Am Ende war der Saal zu 21 Prozent gefüllt.
Der Teppichklopfer war Star der ersten Story, die von den Zuhörern noch mit zurückhaltendem Interesse verfolgt wurde, doch schon die Zinkbadewanne und das Leibchen waren Grund für verstohlenes Kichern und eine ältere Dame wusste sogar noch über die Reihenfolge zu berichten, in der sie, ihre Eltern und Geschwister eine Füllung besagter Badewanne mehr oder weniger gesäubert verließen. Bei der Plumpsklo-Geschichte gab es dann kein Halten mehr und es wurde herzhaft gelacht …
Zum Schluss konnte man noch das vorgestellte Buch inklusive Widmung erwerben. Ich ließ den Gästen den Vortritt und beschloss, ebenfalls ein solches Büchlein meinem Regal daheim einzuverleiben als noch zwei Leute vor dem mit drei Buchexemplaren bestückten Verkaufstisch standen. Aber es kam, wie es immer kommt, so dass ich die Käuferin vor mir sagen hörte: Mir bitte zwei, ich möchte eins verschenken.“
Na wenigstens hatte ich ja etwas daraus vorgelesen bekommen!
das nächste mal nimmst du mich mit!!! *g*