Frau Krawuttke zieht Luft
Der Herbstwind blies die zusammengefegten Blätter beleuchtet von der Nachmittagssonne wieder an ihre Ausgangsorte. Ich stand unschlüssig mit meinem Besen daneben und schaute zu.
Als Frau Krawuttke aus dem Fenster grinsend meinte: „Na?! Mit der Straße dran?“ In Anbetracht der Situation konnte dieses Grinsen ja nur debil oder hämisch gewesen sein. Ich verkniff mir ein „Nein, ich studiere die atmosphärischen Strömungsverhältnisse im Herbst anhand von Laubfluktuation.“ und sagte stattdessen: „Ja.“ Im Zuge des üblichen gesundheitlichen Smalltalks erfuhr ich, dass sie nun 12 Stunden am Tag Sauerstoff bekommt und in den nächsten Tagen die Flasche ausgetauscht wird, weil sie pro Stunde drei Liter verbraucht, während die Flasche 32 Liter fasst. Na, da wirds aber auch Zeit!, dachte ich und unterdrückte mein dringendes Bedürfnis arithmetisch nachzuhaken.
Während ich nach meiner Post schaute und wieder einmal erstaunt war, welche Unmengen nutzloses Papier so ein Briefkasten fasst, steckte sich Frau Krawuttke eine neue Zigarette an …
Später räumte ich meine Strömungsforschungsutensilien weg und sah sie zu ihrem Briefkasten schlurfen: „Muss ich doch auch mal nach meiner Post sehen … ach, ganz leer. Oh – hm, hm, hm … Naja, ich habe ja auch Mittag erst nachgesehen.“