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Meisenknödel und Frau Krawuttke im Pfefferkuchenhaus

Es gibt Zeiten, die gibt es gar nicht. Zum Beispiel jetzt gerade: Da schaue ich durch mein Fenster, den tanzenden Flockenwirbel ignorierend auf die Schar Vögel, die da unten vor dem Haus herumhüpft und von den Körnern nascht und an den Meisenknödeln probiert.

In Zeiten wie diesen interessiert, ob die gefiederten Freunde vergnügt durch die Botanik hüpfen oder aber vielleicht schon etwas niesen, kränkeln oder gar schlimmstenfalls die Füße gen Himmel strecken. Vögel schlafen nämlich nicht auf dem Rücken so wie ich, sie sind dann tot. Gemeuchelt von einer Seuche, deren Namen ich nicht aussprechen mag, wie die Juden den Namen ihres Herrn.

Doch man hat reagiert. Niemand darf mehr seinen zitronengelben Kanarienvogel draußen rumfliegen lassen, selbst Katzen sind von der Stallpflicht betroffen, weil Katzen Vögel sehr mögen. Ich mag Rindfleisch auch und wurde zu BSE-Zeiten nicht eingestallt. Hm, und ich sage immernoch „Guten Tag“ statt „Muh“ zu Frau Krawuttke.

Frau Krawuttke ist übrigens die Hobby-Ornithologin, die den Busch vor meinem Fenster liebevoll mit Meisenknödeln drapierte und davor wie weiland Gretel, die mit Hänsel im Grünen unterwegs war, Körner verstreute. Manchmal glaube ich, Frau Krawuttke tut dies auch um wieder heimzufinden, denn sie ist schon über 90. Nur passt Frau Krawuttke dann doch nicht richtig zu Hänsel, weil sie im Pfefferkuchenhaus auf eine Art Zwillingsschwester treffen würde … aber ich schweife ab!

Außerdem muss ich wieder ans Fenster, nach den Vögeln sehen.

Und nach Frau Krawuttke, ob sie heimfindet.

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