Der Rabenvater

In Ermangelung eigener Kinder teste ich hin und wieder an meiner Nichte, ob ich noch fähig bin die Jugend zu unterhalten. Meistens klappt es, obwohl ich mit meinen Talenten wie zeichnen, lesen oder Geschichten erzählen gar nicht zum Zug komme. Denn der kleine Wirbelwind – sie wird dieser Tage 6 Jahre alt – mag am liebsten Rollenspiele, bei denen sie den Hauptakteur, manchmal auch zwei, die Drehbuchschreiberin und die Regisseurin mimt.

Meist haben wir so Kindergarten gespielt, wobei sie natürlich nicht das Kind war, wie es die Größenverhältnisse ja eigentlich nahegelegt hätten. Die von ihr gespielte Kindergärtnerin war dann jedes Mal abwechslungsreich dargestellt und mehr als streng. Drehbuch und Regie legten mir dann immer die jeweiligen Sätze oder Aktionen meiner Rolle in den Mund. Bei der “Schillerallee” haben die Komiker da wirklich mehr Freiheiten. Aber ich soll ja auch nicht komisch sein, sondern unartig. Damit sie mich in die Ecke stellen kann …

Heute war das erste Mal ein Klassiker dran: Mutter-Vater-Kind. Ich war echt froh, dass ich mal nicht das Kind spielen musste … und auch nicht die Mutter. Das Kind war eine Puppe und als emanzipierter Vater bekam ich sie von meiner Nichte auf den Arm und nu mach mal, füttern und so. Ok, nichts leichter als das … und als ich mich so mit dem Plastikbaby beschäftigte, fiel mir auf, dass es bei einer bestimmten Bewegung kurz weinerlich zu quietschen begann. Das fand ich dann aber nicht sehr realistisch – Babies bringen ihre Eltern ja schließlich im Normalfall sogar um den Schlaf und das ganz sicher nicht mit einem kurzen “Quäääk”. So rüttelte und schüttelte ich die Puppe bis das Geräusch in etwa meinen Vorstellungen entsprach, beobachtet von meiner Nichte.

Später dann mit der Puppe auf dem Arm erzählte ich ihr, dass ich sie mal genauso gehalten hab, worauf sie grinsend fragte: “Aber du hast mich doch dann nicht so geschüttelt, oder?”

pfffffff ….

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